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20. Jh. - Stadtzerstörung 1945

Am 21. Februar und 18. März 1945, nur wenige Monate vor Ende des zweiten Weltkrieges in Europa, legen zwei große Bombenangriffe Worms in Schutt und Asche. Zwei Drittel der Innenstadt werden zerstört.

 
 

erfahren Sie hier mehr über Worms im 20. Jh.

Worms lag in Schutt und Asche

Am Abend des 21. Februar 1945, gegen 20 Uhr, erreichte ein alliierter Bomberverband der Royal-Air-Force die Stadt Worms und lud 1.100 Sprengbomben und 100.000 Brandbomben ab. Hinzu kamen Kanister mit Phospor. Ein weiterer Bombenangriff folgte am 18. März 1945. Zwei Drittel der Innenstadt wurden zerstört.

Der Angriff am 21. Februar 1945 kostete 239 Menschen das Leben, darunter waren viele Kinder. Beim Angriff amerikanischer Verbände am 18. März 1945 verloren nochmals 141 Menschen ihr Leben. 25.000 Wohnungen und viele Monumente und Sehenswürdigkeiten, etwa die Dreifaltigkeitskirche - nahezu zwei Drittel der Innenstadt wurden zerstört. Worms lag in Schutt und Asche. Im Mai 1945 kapitulierte Deutschland, der Krieg war zu Ende.

Die beiden Schreckensereignisse prägten die Erinnerung vieler Wormserinnen und Wormser, die am Leben blieben. So sind in den vergangenen Jahren immer wieder Kindheitserinnerungen entstanden, die sich mit diesen Ereignissen beschäftigen und sie zu bewältigen und zu verstehen versuchen.
Und die Bürger sahen ihre Stadt untergehen...

Plastisch und bewegend beschrieb der Wormser Journalist Willi Ruppert die Ereignisse des 21. Februar 1945 in seinem Buch „...und Worms lebt dennoch!“. So heißt es darin: „Der Abend senkt sich über Worms. Ein Abend wie viele in diesen letzten Monaten des Winters 1944/1945, unruhig, fiebrig und drohend. Die Stadt erwartet ihr Schicksal...

Nach 19 Uhr hat der Funk den Anflug starker Bomberverbände auf den Raum „Berta/Dora“ gemeldet. Wird es heute sein? „Die Verbände im Anflug auf den Raum Worms...“, tönt es unheilvoll aus dem Lautsprecher. Längst ist Vollalarm. Die Menschen sind mit ihren Bündeln in die Keller geeilt, wie so oft in diesen letzten Monaten. Ausgestorben liegen die dunklen Straßen, als in der Ferne Scheinwerfer zu spielen beginnen.

Dumpf und drohend rollen die Formationen heran, näher und näher. Am Südrand der Stadt blitzt das erste Richtungszeichen auf, gleich danach ein zweites. Zischend prasseln die Brandbomben und Kanister auf das Gebiet zwischen Horchheim und der Vorstadt. Unheimlich schnell wälzt sich die Feuerwelle auf die Stadtmitte zu.

Was danach begann, war der Wiederaufbau, den Willi Ruppert ebenfalls in seinem Buch „Und Worms lebt dennoch“ beschrieb. Ganz ähnlich titelte Carl Zuckmayer im amerikanischen Exil seinen Nachruf auf seinen Freund Stefan Zweig, der sich in Brasilien 1942 aus Verzweiflung über den Massenmord des nationalsozialistischen Deutschland selbst getötet hatte, mit „Aufruf zum Leben“, und er bezog sich dabei auf „jedes einzelne Leben, einmalig und einzig in eines Menschen Leib und Seele geprägt“.

In Worms wurden Wohnhäuser gebaut, Geschäftshäuser, Kirchen. 1958 war nach zwei Jahren Bauzeit das Rathaus in seiner heutigen Form wieder hergestellt. Oberbürgermeister Heinrich Völker, den die Nazis als politischen Gegner über 18 Monate inhaftiert hatten, ließ über dem Eingang den Satz anbringen: „Demokratischer Geist schuf diesen Bau.“

1961 wurde die von den Nazis 1938 zerstörte Synagoge nach drei Jahren Bauzeit wieder eingeweiht. In der Gemeinschaft der überlebenden Wormser Juden gab es aus jeweils gut nachvollziehbaren Gründen Befürworter und Gegner eines Wiederaufbaus. Die Befürworter bezogen sich auf eine jahrhundertealte Tradition der Wormser Juden, die auch nach den Pogromen des Mittelalters ihre Synagoge immer wieder aufbauten, um die jüdische Überlieferung ihrer Gemeinde nicht abreißen zu lassen. Und sie befürworteten das, auch wenn damals nur wenig Juden in Worms lebten. Heute hat die Jüdische Gemeinde Mainz die Nachfolge der alten jüdischen Gemeinde Worms angetreten und hält wieder Gottesdienste in der Wormser Synagoge ab.
Antwort der Alliierten auf Massenmord und Krieg

Neo-Nazis und ihre Hintermänner versuchen heutzutage, das Gedenken an die Opfer der Bombenangriffe für ihre rechtsextremistische Propaganda zu missbrauchen und die Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge umzudeuten.

Deutschland begann bereits zu brennen, als die Nazis 1938 die Synagogen anzündeten und später polnische, russische und englische Städte bombardierten. Die Fortsetzung des Krieges in aussichtsloser Lage, des so genannten totalen Krieges, war es schließlich, die 1944/45 zu den Bombenangriffen auf deutsche Städte führte.

Und warum verfolgte die NS-Führung diesen Weg? Weil Hitler, Goebbels, Göring und Himmler wussten, dass sie im Namen des deutschen Volkes einen unfassbaren Massen- und Völkermord an Menschen in ganz Europa befohlen und organisiert hatten. Die deutsche Bevölkerung wurde als Schutzschild für Massenmörder mobilisiert und bedenkenlos geopfert.

 

Film- und Fotodokumente

In englischsprachigen Archiven lagern einige Film- und Foto-Dokumente über die zerstörte Stadt. Bitte geben Sie im jeweiligen Suchfeld "Search" den Begriff "Worms Germany" ein:

Steven Spielberg Film and Video Archive (Filme, Internetseite des U.S. Holocaust Memorial Museum)

Critical Past, USA (Filme)

Wormser erinnern sich

Einige Kriegskinder haben ihre Erinnerungen mit uns geteilt. Sie können diese nachlesen in unseren Wormser Anekdoten hier